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Gesunde Ernährung bei Kindern- ja, aber bitte mit Bedacht!

Neulich im Supermarkt: Ein stark übergewichtiges Ehepaar schiebt seinen bis über den Rand hinaus mit Tiefkühlpizzen, Chips, Zuckerzeug und anderem Fastfood gefüllten Einkaufswagen durch die Gänge, als die ca. 10jährige und ebenfalls sichtlich übergewichtige Tochter der beiden mit einer Birne in der Hand ankommt und ihre Eltern fragt, ob sie die wohl kaufen dürfe. Woraufhin beide Elternteile sich gar köstlich über diesen „absurden“ Wunsch amüsieren und ihr Kind unter Gelächter fragen, seit wann es denn freiwillig so einen „Karnickelfraß“ zu sich nehme und ob es denn etwa Diät halten wolle...

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© Rudolf Ortner / PIXELIO
Wenn man bedenkt, dass in Deutschland mittlerweile ungefähr 20% der Kinder im Alter zwischen drei und siebzehn Jahren übergewichtig oder sogar adipös sind, dann ist zu befürchten, dass diese Situation im Supermarkt beileibe kein Einzelfall ist und umso trauriger stimmt sie einen. Jedes fünfte deutsche Kind wiegt zu viel und die Tendenz ist leider steigend. Die Probleme, die mit dem Übergewicht, besonders bei Kindern, einhergehen, sind bekannt: sowohl die Seele als auch der Körper leiden stark unter dem zu hohen Gewicht. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Gelenkschäden, motorische Defizite und Koordinationsstörungen sind nur einige der häufigsten Folgen von Übergewicht und da viele übergewichtige Kinder in ihrem eigenen Elternhaus leider keine geeigneten Vorbilder haben, ist es umso wichtiger, dass die Bedeutung, die die richtige Ernährung für den eigenen Körper darstellt, zumindest in den Kindergärten und Schulen gezeigt, veranschaulicht, gelebt und gelehrt wird. Viele Kindergärten und Kindertagesstätten sind daher dazu übergegangen, einen Ernährungsberater zu beauftragen, der den Kindern beibringen soll, wie sie sich am besten und gesündesten ernähren oder gleich die bereits anwesenden Erzieher zu Ernährungsberatern ausbilden zu lassen.

Mit Sicherheit sind solche Maßnahmen absolut notwendig und auch lobenswert, schade ist nur, dass einige dieser Ernährungsberater ihre Mission auf eine etwas fanatisch anmutende Art und Weise verwirklichen und dabei aus den Augen zu verlieren scheinen, dass Radikalität noch nie die beste Lösung war, um dauerhafte Erfolge zu erzielen, und schon gar nicht bei Kindern. Wenn beispielsweise das vierjährige, ohnehin schon sehr klein und zart geratene Mädchen, welches nach längerer mit Appetitlosigkeit verbundener Krankheitsphase mittlerweile nur noch aussieht wie der sprichwörtliche „Strich in der Landschaft“, zum Frühstück in den Kindergarten ein Vollkornbrot mit Schinken mitnimmt und dann dafür „Punktabzug“ erhält, weil der Schinken ja ein tierisches Produkt ist und sie ihr Brot besser mit einem pflanzlichen Produkt hätte belegen sollen, woraufhin die Kleine dann lieber gar nichts isst und ihr Brot unangetastet wieder mit nach Hause nimmt, dann beginnt man sich schon zu fragen, inwiefern das nun „gesunde“ Ernährung sein soll. Die Werte- und Punktesysteme, bei denen das Frühstück eines jeden einzelnen Kindes begutachtet und benotet wird, führt bei vielen der Kinder dazu, dass sie sich unwohl und unter Druck gesetzt fühlen und gerade die Kinder, die ohnehin nicht gerne essen, und auch von denen gibt es mehr als genug, verweigern die Nahrungsaufnahme in solch angespannten Situationen dann häufig komplett. Der Spaß an gutem Essen und der Genuss, die auch bei ausgewogener und gesunder Ernährung immer eine große Rolle spielen sollten, bleiben hier leider vollkommen auf der Strecke.

Dass ein Übermaß an Süßigkeiten nicht nur den Zähnen, sondern dem gesamten Körper schadet und es auch ganz eindeutig nicht notwendig ist, dass den lieben Kleinen ihr Frühstück mittels Schokoriegeln, Knusperkeksen oder ähnlichem versüßt wird, steht außer Frage, doch ob strickte Verbote, das Einreden eines schlechten Gewissens und das Vermitteln von Angst die richtigen Methoden sind, um einem Kind dieses zu verdeutlichen, ist dann doch eher zweifelhaft. Wenn ein kleiner Junge nach dem Genuss einiger Gummibärchen verzweifelt in Tränen ausbricht, weil er solche Angst davor hat, dass er nun unheilbar krank ist und ins Krankenhaus muss, dann hat das nichts mehr mit einer gesunden Ernährungsweise zu tun. Und wenn das kleine Mädchen, welches nach Angaben seiner äußerst ernährungsbewussten Mutter ganz freiwillig keinerlei Süßigkeiten zu sich nimmt und diese auch angeblich überhaupt nicht vermisst, während einer Kindergeburtstagsfeier als einzige die angebotenen Obstspieße verschmäht und stattdessen innerhalb kürzester Zeit sage und schreibe vierzehn kleine Schokoladenmuffins verputzt und auch später, als alle anderen Kinder schon längst spielen, nur unter Aufbringung größter Überredungskünste dazu zu bewegen ist, den Esstisch und den Teller mit den Schokoküssen zu verlassen, dann fragt man sich doch, ob es nicht klüger wäre, dem Kind gelegentlich ein paar Süßigkeiten zu gestatten, wenn man verhindern möchte, dass es in Zukunft sein Taschengeld heimlich in Schokolade, Gummibärchen und Co anlegt. Gesunde Ernährung ist wichtig, ganz besonders für unsere Kinder, doch sollte man bei der Vermittlung darauf achten, nicht über das Ziel hinauszuschießen, wenn man verhindern möchte, dass der Schuss nach hinten los geht!

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